Praxis für Paartherapie und Einzeltherapie Berlin-Pankow
DIPL.-PSYCH. SIMONE JANK 

Was ist ein Trauma?

Trauma kommt aus dem Griechischen und heißt „Wunde“. Seelische Wunden entstehen, wenn Menschen Erfahrungen von emotionaler Überwältigung, Ohnmacht und Kontrollverlust ausgesetzt sind, in denen unsere normalen Stressbewältigungsstrategien nicht greifen, sondern der Organismus auf uralte Überlebensprogramme wie Kampf und Flucht zurückgreifen muss. Können wir weder kämpfen noch fliehen, greift der Totstellreflex, wir erstarren, werden gefühllos und erleben uns von unserem Selbst, unserem Körper, unserer Umgebung und den anderen Menschen abgeschnitten: "Unwirklich, wie hinter einer Glasscheibe, als würde es gerade jemand anderem passieren", beschreiben Betroffene diesen Modus extremer Überwältigung.

Man unterscheidet Schocktrauma (Einmaltrauma), komplexes Trauma (serielles Trauma), Sekundärtrauma, generationsübergreifendes Trauma bzw. transgenerationales Trauma, soziales Trauma (Kollektive Traumata), Bindungstrauma bzw. Entwicklungstrauma.

Eine Traumafolgestörung ist dadurch gekennzeichnet, dass Menschen kurzfristig oder über einen langen Zeitraum in dieser hochenergetischen Schockreaktion "steckenbleiben". Die meisten Betroffenen wissen allerdings nicht, dass es sich bei Ihren Schwierigkeiten im Leben um die Folgen seelischer Überwältigung handelt.  Ihr Trauma kann sich auf unterschiedlichste Weise ausdrücken, als Depression, Burnout, als chronische Verspannung, dem inneren Gefühl von Abgeschnittenheit oder Anderssein, als Einsamkeit und Sinnlosigkeit und vielem mehr. Viele traumatisierte Menschen empfinden ihr Leben als anstrengend, als andauernden Kampf. Die durch das Trauma erworbene Übererregbarkeit erzeugt in ihnen ständige Alarmbereitschaft, Wachsamkeit (Schreckhaftigkeit) und innere Anspannung (Hypervigilanz) sowie Zustände totaler Erschöpfung und Energielosigkeit, Emotionslosigkeit und Betäubtsein (Hypovigilanz).

Weit verbreitet, jedoch von vielen Ärzten und Therapeuten nicht erkannt sind die frühen Störungen, die Entwicklungs- bzw. Bindungstraumata.

Entwicklungstrauma
Entwicklungstrauma/ Bindungstrauma  ist ein neueres Konzept und beschreibt tiefgreifende seelische Verletzungen, die ihren Ursprung in der frühen Kindheit haben. Entwicklungstraumata entstehen dann, wenn Kinder über einen langen Zeitraum Gefühlen von Angst, Überwältigung, Demütigung und Hilflosigkeit ausgesetzt sind und/ oder existentielle emotionale und körperliche Bedürfnisse über einen längeren Zeitraum unterdrücken mussten. Dies hat gravierende Auswirkungen auf ihre psychische Gesundheit. Entwicklungstrauma führen später dazu, dass Menschen sich als "nur funktionierend" und ohne jede Lebendigkeit fühlen. Ursachen sind unter anderem:

  • sehr strenges und gefühlsunterdrückendem Elternhaus
  • Eltern können keinen Kontakt und keine Empathie herstellen 
  • keine Liebe, Vernachlässigung, Gewalt, sexuelle Übergriffe
  • fehlende oder falsche Spiegelung der Kinder
  • Schreienlassen und Alleingelassenwerden als Baby und Kleinkind
  • Eltern sind psychisch krank
  • eine schwere Geburt/ Geburtskomplikationen
  • Verlust von frühen Bindungspersonen/ ständig wechselnde Bezugspersonen im ersten Lebensjahr bzw. den ersten zwei Lebensjahren
  • mangelnde Bindung und Bindungsabbrüche
  • das Aufwachsen bei alkoholkranken Eltern und vieles mehr

Meist hat psychisches Leid seinen Ursprung in den  den frühen Bindungs- und Entwicklungsstraumata, ohne dass die Betroffenen es wissen. Eine zentrale Ursache dafür ist, dass kindliche Gehirne in den ersten zwei Lebensjahren noch keinen Stress regulieren können. Kinder sind daher auf die liebevolle Zuwendung ihrer Eltern angewiesen. Dadurch lernen sie, die eigenen Emotionen zu regulieren. Stress stellt sich immer dann ein, wenn körperliche oder psychische Grundbedürfnisse nicht befriedigt werden. Die Aufgabe der Eltern ist es, dem Kind diesen Stress durch körperliche Zuwendung abzunehmen. Kinder sind auf die Eltern als Co-Regulatoren angewiesen. Fehlt dieser Aspekt, kann keine gute Selbstregulation im Gehirn des Kindes verankert werden. Die eigentliche Ursache vielen Unglücks wird also zu einer Zeit im Gehirn angebahnt, an die wir keine bewusste Erinnerung haben.  Symptome sind:

  • diffuse Traurigkeit/ Depressionen
  • Einsamkeitsgefühle
  • Ängste/ Panikattacken
  • Süchte aller Art
  • innere Unruhe und Schlafstörungen
  • Beziehungsprobleme (Verlassensangst, Bindungsangst, Drama bzw. Dramasucht in Beziehungen, eskalierende Streits, Promiskuität)
  • Soziale Ängste, Unsicherheit und mangelndem Selbstwertgefühl
  • Psychosomatische Probleme
  • Essstörungen und Sexualstörungen
  • Probleme in der sozialen Kommunikation (eigene Gefühle wahrnehmen und ausdrücken)
  • schnelle Ermüdbarkeit und Erschöpfung 

Soll jetzt plötzlich alles ein Trauma sein?....ist eine häufige Frage, die mir begegnet. Lange war das Verständnis von dem, was ein Trauma ist auf Soldaten nach Kriegseinsätzen und Opfer von schweren und katastrophalen Ereignissen wie Unfällen, schwerer Gewalt und Naturkatastrophen beschränkt. Diese eingeschränkte Sichtweise reduziert jedoch die Ursache für Traumata. Heute weiß man, dass auch bereis scheinbar harmlose Ereignisse, wie Fahrradstürze, invasive Routineeingriffe beim Arzt oder der Verlust von geliebten Wesen, eine längerfristig schädigende Auswirkung auf Menschen haben können. Es sind Ereignisse, die als emotional überwältigend oder lebensbedrohlich WAHRGENOMMEN werden. Nach einem Autounfall kann jemand eine Traumafolgestörung entwickeln, jemanden anderes nicht. Dies hängt immer davon ab, was jemand an seelischer Struktur und Traumavorgeschichte mitbringt. Liegt bereits ein Enwicklungstrauma vor, ist die Wahrscheinlichkeit für eine posttraumatische Belastungsstörung nach einem Schocktrauma sehr hoch und liegt bei circa 80 Prozent. 

Die Unfähigkeit Emotionen zu regulieren ist ein Kennzeichen aller psychischen Störungen. Trauma macht aus, dass Menschen immer wieder in emotionalen Zuständen aus der Vergangenheit landen und nicht oder nur sehr schwer wieder herausfinden. Mit Hilfe unterschiedlichster Methoden der modernen Traumatherapie unterstütze ich meinen Klient*innen dabei, zu einer stabilen Selbstregulation zu gelangen. Dabei arbeite ich ressourcen-,-bindungs- und körperorientiert.