Praxis für Paartherapie und Einzeltherapie Berlin-Pankow
DIPL.-PSYCH. SIMONE JANK 

Transgenerationales Trauma- ererbte Wunden

Als transgenerationales Trauma bezeichnet man die Übertragung und den Einfluss von schmerzvollen, nicht verarbeiteten Erfahrungen der Vorfahren auf die nachfolgenden Generationen.  Heute weiß man, dass die "seelischen Verletzungen unserer Eltern prägende Spuren bei uns und unseren Kindern hinterlassen können. Sie verursachen manchmal Symptome, als hätten wir die traumatischen Ereignisse selbst erlitten, bis hin zum Vollbild einer posttraumatischen Belastungsstörung. Betroffene können unter Alpträumen, Depressionen, Trauer, Scham und Schuld, sowie Hilflosigkeit leiden. Ebenso können negative Selbstüberzeugungen und Weltbilder übernommen werden. Die Betroffenen bemerken dann, dass diese Gefühle irgendwie nicht zu ihnen gehören, nicht zur eigenen Lebensgeschichte passen. Sie sind jedoch genauso stark." (Drechsler, "Ererbte Wunden heilen"2017)

Wie ist so eine Übertragung möglich?

Traumatische Erfahrungen können in Menschen lange weiterwirken und das Fühlen, Denken und Handeln beeinflussen. 

Durch traumatische Erfahrungen leidet besonders die Bindungsfähigkeit eines  Menschen. Bindungsmuster werden über die Beziehungsgestaltung und Interaktion der Bindungsperson an das Kind weitergegeben, machmal von Generation zu Generation.

"Nicht zu fühlen, was ist, ist einer unserer wichtigsten Überlebensmechanismen bei Bedrohung. Funktionieren, verdrängen, verleugnen, sich zurückziehen, nichts mehr zeigen von der inneren Wirklichkeit - ohne diese Fähigkeiten könnten Menschen in einer traumatischen Situation geistig und seelisch nicht übeleben. Krieg ist aber eine der traumatischsten Situationen in dieser Welt, uns so verschlossen diejenigen, die den Zweiten Weltkrieg erlebt hatten, oftmals ihren inneren Seelenraum. Dies wirkte transgenerational auf die nächste Generation . Die Kriegstraumatisierung brachte viele Eltern dieser Zeit dazu, der Seele ihrer Kinder nicht begegnen zu können, was bei diesen Selbstverleugnung, Einsamkeit und Lebensangst bewirkte. Der Bindungssehnsucht Raum zu geben und das eigene Selbst zu besetzen, ohne in Narzissmus abzudriften, ist für die Generation der in den 50er- und 60er- Jahren Geborenen vor dem Hintergrund ihrer kriegsbelasteten Familienbiografie eine kollektive Aufgabe."(Bettina Alberti- "Seelische Trümmer- Die Nachkriegsgeneration im Schatten des Kriegstraumas")

Jede unverarbeitete seelische Wunde kann weitergegeben werden.Dazu gehören das Erleben von Katastrophen, eines schweren Unfalls, der Verlust von Bindungspersonen, dem Ausgesetztsein von körperlicher Gewalt und sexueller Gewalt. 

Ein weiterer Erklärungsansatz der transgenerationalen Traumaweitergabe bietet das biologisch-epigenetische Modell. Hier wird folgender Mechanismus der Weitergabe diskutiert: durch extreme Erfahrungen verändert sich die Epigenetik eines Menschen und wird somit als epigenetische Markierung an die Nachkommen weitergegeben. Stressverarbeitung und Belastunsfähigkeit werden durch diese Weitergabe reduziert, die Nachkommen sind weniger resilient hinsichtlich ihrer Belastbarkeit.